Jenseits des Blattes: Warum Extrakte aus ganzen Pflanzen oft besser abschneiden als isolierte Substanzen
In einer Ära der molekularen Präzision und des pharmazeutischen Reduktionismus mag es kontraintuitiv erscheinen, für mehr Komplexität und nicht für weniger Komplexität einzutreten. Doch in der Phytotherapie wird die Weisheit, mit der gesamten Pflanze zu arbeiten - statt einzelne "aktive" Bestandteile zu isolieren -, zunehmend von der modernen Forschung unterstützt.
Während die Isolierung einer Verbindung wie Curcumin aus Kurkuma oder Hypericin aus Johanniskraut klinische Studien und das Marketing vereinfachen mag, geht dabei oft das nuancierte Zusammenspiel der Bestandteile verloren, das einer Pflanze ihre therapeutische Tiefe verleiht. Wie Yadav et al. (2024) in einer umfassenden Übersichtsarbeit betonen, zeigen Ganzpflanzenextrakte durchweg bessere therapeutische Ergebnisse, was auf ein Konzept zurückzuführen ist, das Pharmakognosiker heute als Entourage-Effekt oder phytochemische Synergie bezeichnen.